Das Gartenbuch der Fürstin Izabela Czartoryska
von /Die Begründerin des ersten Nationalmuseums Polens, Izabela Czartoryska, prägte die europäische Kulturgeschichte und schuf eines der schönsten Gartenbücher. Ein wertvolles Original ist in der Herzogin Anna Amalia Bibliothek zu sehen.
Als Kunstmäzenin, Sammlerin und Begründerin des ersten Nationalmuseums Polens, als Schriftstellerin und Gartengestalterin gehört die polnische Fürstin Izabela Czartoryska (1746-1835) zu den herausragenden Persönlichkeiten der europäischen Kulturgeschichte. Auf ausgedehnten Reisen durch England, Schottland und Frankreich lernt sie den im 18. Jahrhundert neu entstehenden Stil des Landschaftsgartens kennen, der sich am harmonischen Ideal arkadischer Landschaften in der zeitgenössischen Malerei orientiert. Gemeinsam mit dem Gärtner James Philip Savage gestaltet Izabela Czartoryska ab 1791 den Park ihres fürstlichen Wohnsitzes in Puławy, zirka 120 Kilometer südöstlich von Warschau, nach englischem Vorbild um. Ihre Kenntnisse, Empfindungen und Ideen fließen ein in eines der schönsten Gartenbücher der Epoche: „Myśli Różne o Sposobie Zakładania Ogrodów“ („Mancherlei Gedanken über die Art und Weise, Gärten anzulegen“).
Die erste Ausgabe erscheint 1805, weitere Auflagen folgen 1807 und 1808. In elf Kapiteln beschreibt die Autorin verschiedene Elemente der Gartengestaltung, beispielsweise den Charakter einzelner Gehölze, die Planung von Wegen, Sichtachsen und Begrenzungen oder das ästhetische Zusammenwirken von Pflanzen, Denkmälern und Gartenarchitekturen. Das umfangreichste Kapitel ist dem Clump als einem wirkungsvollen Gestaltungsmittel des Landschaftsgartens gewidmet. Der englische Begriff bezeichnet in Gruppen arrangierte Anpflanzungen zeitlich versetzt blühender Gehölze, Sträucher und Blumen. Czartoryskas sinnliche Beschreibungen der Pflanzenkombinationen wecken Assoziationen eines gelungenen Zusammenspiels von Licht und Schatten, Farbe und Form, Bewegung und Duft bei wechselnden Witterungen und Jahreszeiten. Das Grundprinzip bei der Zusammenstellung sei es, die Arten so auszuwählen und anzuordnen, „dass sie die stärksten Kontraste und Spielarten aufweisen, in den Formen, in der Belaubung, in den Grüntönen, in der Blüte, und dadurch die einen die anderen zur Geltung bringen“.
Der Anhang des Buches enthält einen 44 Seiten umfassenden tabellarischen Pflanzenkatalog. Die 28 ganzseitigen Radierungen fertigte Jan Zachariasz Frey, der seit 1804 als Hofmaler und Graveur in Puławy tätig war.
Das Weimarer Exemplar der Ausgabe von 1808 ist vermutlich eines von zehn handkolorierten Geschenkexemplaren der Fürstin. Die besondere Qualität der Ausmalung setzt die Beschreibungen Czartoryskas bis in kleinste Details um und trägt ganz entscheidend zum kostbaren Gesamteindruck des Buches bei. Der karminrote Halblederband mit stilisierten floralen Motiven auf dem goldgeprägten Rücken stammt aus dem Vorbesitz der Großherzogin Maria Pawlowna von Sachsen-Weimar-Eisenach. Er wird heute im Bücherturm der Herzogin Anna Amalia Bibliothek aufbewahrt.





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